Donnerstag, 5. März 2009

Essay: Der Windelcache

Sauberkeitsfimmel. Vorurteile, ja Vorurteile. Ich geb es gerne zu. Dann auch noch die traumatische Erinnerung an die Besuche bei Großmutter, welche damals, beim Aufkommen der Plastiktüten in den Siebzigerjahren deren Vorteile sofort erkannte und alles doppelt und dreifach verpackt hat, bevor sie es mir in die Schultasche packte. Von Plastiktüten (und deren österreichischer Variante: dem Plastiksackerl) ist die Rede und deren fanatischer Verwendung in fast allen Schweizer Caches, die etwas größer als eine Filmdose sind. Unfassbar!

hochwacht

Schweizer Cacher/innen tun es exzessiv, gerade so, als ob die Zukunft des Geocachens auf dem Spiel stünde: sie verpacken die Verpackung der Verpackung, um den Inhalt, der selbstverständlich ebenfalls verpackt ist, ausreichend zu schützen. Unbarmherzige Camouflage, die mehr an einen Müllhaldenbestandteil erinnert als ein gut getarntes Ding. Bei einem meiner letzten Funde auf der Hochwacht, habe ich ein Prachtstück dieser Spezies entdeckt. Nicht nur das Logbuch und die sicherlich wasserunempfindlichen Tauschgegenstände waren gesondert in einem Zip Bag verstaut. Die beiden Pakete befanden sich in einer soliden Schweizer Militärmenage, die mühelos eine Überschwemmungskatastrophe mit anschließendem Erdbeben überstanden hätte. Soweit, so gut. Jedoch: Um das solide und mit schwerem Plastik beschichtete Blech schmiegte sich ein Plastiksack, der seinerseits durch einen weiteren Plastiksack geschützt war. Ein Windelcache, sozusagen.
Man könnte nun meinen, dass der Inhalt dieser soliden Verpackung besonders sauber gewesen wäre. Mitnichten: Schmutz allerorten: Erde, Tannennadeln, Baumrinde, Schlammspritzer, abgestorbene Blätter. Und viel, viel schimmelige Feuchtigkeit. Außerhalb und innerhalb der Hüllen, selbstverständlich. Je mehr Oberfläche, desto mehr Möglichkeit für den Erzfeind Schweizer Logbücher und Kugelschreiber: den Dreck und die Feuchtigkeit. Sollte ich noch eine Plastiktüte verwenden, um die ganze Inszenierung ad absurdum zu führen? Sollte ich im Sinne des Cash In Trash Out die überflüssigen Tüten mit zur nächsten Müllsammlung nehmen, um dem eigentlichen Cache wieder ein wenig unschuldige Reinheit wiederzugeben? Oder sollte ich die Plastikobsession des Besitzers/der Besitzerin respektieren und alles so belassen, wie ich es vorgefunden hatte? Die gute Schweizer Ordnung! Der schlampige Wiener. Eine belastende Kontroverse!
Ich tat Letzteres, wischte meine durch den intensiven Kontakt mit den gutgemeinten Schutzhüllen völlig verdreckten Hände ab und nahm mir vor, ab nun in der Schweiz nur mehr Nanos und Mikros zu suchen. Eine Vermeidungsstrategie, ich weiss, aber ganz einfach Selbstschutz. Das Großmuttertrauma ist immer noch wirksam und die Erinnerung an die peinlichen Entpackungsorgien von Wurst- und Käsebroten im Klassenzimmer einfach zu groß. Letztendlich: Ich will nicht immer so schmutzig werden. Sicherheitshalber werden feuchte Erfrischungstücher nächstes Mal mit eingepackt.
Als ich den Hang nach vollendetem Log wieder hinanklettere und mich mental auf den nächsten Cache und dessen Entdeckung zu konzentrieren versuche, der schreckliche Gedanke. Man könnte wahrscheinlich auch Mikros und Nanos verpacken, wieder und wieder, bis sie aufgebläht und schwerfällig mehr als einfach zu entdecken wären. Die Geocaching Shops könnten diese Marktlücke entdecken und schnieke Mäntelchen in Tarnfarben entwickeln. Amateure könnten mit Luftballonen agieren, Tabubrecher mit Präservativen. Caches würden dann in weiterer Folge auch als mature oder adult find klassifiziert werden. Ich erröte. Auf zum nächsten Windelcache.

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